10 Fragen an Dr. Daniela Reichel zum Thema Mrs. Perfect & Mr. Right: 


1) Kann man Eignungsdiagnostik tatsächlich auf die Liebe anwenden? Berufliche Entscheidungen haben doch nichts mit Emotionen und Romantik zu tun und nur darum geht es doch in der Partnerschaft.
Das  stimmt natürlich, nur die drei Schritte und die Werkzeuge des Auswahlprozesses gleichen sich: Erstellen eines Anforderungsprofils - was brauchen wir - , Beobachten und Befragen der Kandidaten – wie gut erfüllen sie die Kriterien des Anforderungsprofils – und schließlich die objektive Beurteilung, wie gut die Vorstellungen beider Parteien tatsächlich zueinander passen -  welche Erfolgsaussichten hat unsere Partnerschaft, die  berufliche ebenso wie die private. Leider habe ich häufig erlebt, dass bei meinen Klienten schon der erste Schritt gefehlt hat: Sie wussten gar nicht, wer sie sind, was sie brauchen und was sie sich unter einer Beziehung vorstellen. Dadurch folgten sie immer wieder ihrem optischen Beuteschema und wunderten sich, dass sie ein weiteres Mal enttäuscht wurden.

2)  Wie verhält es sich denn mit Bauch und Herz? Ich kann mich doch bei der Liebe nicht mit dem Verstand entscheiden?
Das müssen Sie auch nicht. Im Buch finden Sie Tools, um Ihr Bauchgefühl zu überprüfen, denn das ist ja der Ausdruck des Unbewussten. Und dieses gibt Ihnen Hinweise, ob die Verliebtheits-Gefühle Ihres Herzens noch Bestand haben oder ob sich hier bereits leise Zweifel gemeldet haben. In meinen Augen ist die perfekte Entscheidung immer die Kombination aus Herz und Hirn.  


3)  Wie kann ich beurteilen, ob ein Partner meinen Wünschen und Vorstellungen entspricht? Ich kann doch niemanden zwingen, die Tests zu machen?
Genau dazu füllen Sie die LIEBESKARTE aus. Sobald Sie wissen, wie Sie selbst in Sachen Persönlichkeit und Beziehungspersönlichkeit - inklusive sexueller Vorlieben – gestrickt sind, beurteilen Sie die Passung Ihres Dates. Dazu beobachten Sie die Körpersprache, nutzen die Interview-Fragen, die ich zu diesem Zweck geschrieben habe, und hören aktiv zu. Ihre Erkenntnisse tragen Sie in die zwei Spalten der LIEBESKARTE ein und errechnen den Grad  der gegenseitigen Passung.


4) Kann man denn wirklich errechnen oder messen, ob  zwei Menschen zueinander passen?
 Das „messen“ dürfen Sie nicht zu wörtlich nehmen. Sie überprüfen anhand von 42 objektiven Kriterien, eingeteilt in die sechs KAISER-Kategorien der LIEBESKARTE, wie gut Sie zueinander passen. Das heißt, Sie vergeben Passungs-Noten von 1 bis 3 (entspricht meinen Vorstellungen überwiegend/teilweise/wenig oder gar nicht) für alle 42 Merkmale. Diese Noten werden dann gewichtet, indem Sie jeder der sechs Kategorien eine individuelle prozentuale Bedeutung verleihen und die Kategorie-Noten mit einem daraus errechneten Faktor multiplizieren. Der Summe aller Noten ergibt die Gesamt-Note. Diese ist Ihre objektiv beurteilte Passung, die Sie gerne mit Ihrem Bauchgefühl vergleichen können. Alle Noten im Bereich 1 und 2 sind eine Empfehlung, mit der Beziehung weiterzumachen, bei einer Note über 2,5 sollten Sie die Beziehung überdenken. In jedem Fall sehen Sie auf einen Blick, woran Sie in dieser Beziehung arbeiten sollten

5)  Muss man überhaupt zueinander passen, um glücklich zu werden? Es heißt doch, Gegensätze ziehen sich an. Und außerdem kann man sich ja auch entwickeln.
Beides stimmt natürlich und ich möchte nicht ausschließen, dass man auch mit einem Menschen glücklich werden kann, der eine ganz andere Persönlichkeit hat als man selbst. Das kann sogar bereichernd sein. Nur, wenn man stark unterschiedliche Einstellungen, Werte, soziale und intellektuelle Bedürfnisse sowie ein komplett anderes Freizeitverhalten hat, wird es auf Dauer anstrengend. In Bezug auf die Persönlichkeit besagen Untersuchungen, dass Paare sich in den Dimensionen "Verträglichkeit", "Gewissenhaftigkeit" und "Offenheit" ähnlich sein sollten. Im Buch stelle ich die sechs KAISER-Ebenen vor, in denen sich ein Paar entsprechen kann. Schon zwei starke Harmonie-Ebenen reichen aus, um miteinander gut leben zu können. 

6) Lässt sich denn das zukünftige Verhalten von möglichen Partnern überhaupt vorhersagen?
Verhalten ist immer situativ und wir Menschen entwickeln uns selbstverständlich im Laufe des Lebens weiter. Aber es gibt klare Beziehungskriterien, die von Anfang an Hinweise darauf geben, ob eine Beziehung eine Chance hat. Sollten diese bereits zu Beginn fehlen, kann man sich emotionale und zeitliche Investitionen sparen.

7) Was qualifiziert Sie eigentlich dazu, Menschen in Liebes-Fragen zu coachen und zu beraten?
Zum einen unsere Lebenserfahrung und unsere eigene Geschichte. Auch wir haben erst im zweiten Anlauf den richtigen Partner gefunden und wissen, wie schwer es ist, sich einzugestehen, dass es einfach nicht weitergeht und eine Trennung die bessere Lösung ist. Zweitens verkörpern wir die männliche und die weibliche Sicht auf die Liebe und unterliegen nicht gendertypischen Vorurteilen, wie das manchmal in der Paarberatung der Fall ist. Drittens bin ich seit mehr als 20 Jahren als Coach und Persönlichkeits-Diagnostikerin tätig und habe bei zahlreichen Klienten miterlebt, wie Beziehungen scheiterten oder durch Kommunikation und Veränderungsbereitschaft stabilisiert werden konnten.

8) Ohne Ihnen zu nahe zu treten, können Sie sich denn in Ihrem Alter noch in die Situation von jungen Menschen hineinversetzen?
Wir haben drei Töchter, die zwischen 30 und 35 sind und die alle bereits positive wie negative Erfahrungen mit der Liebe machten und uns an ihren Sorgen teilhaben ließen. Ich erfahre auch viel über die Liebesprobleme und das moderne Dating-Verhalten von meinen Student*innen und meinen jungen Mitarbeiter*innen. Außerdem erfragt ein Coach stets haarklein die individuelle Situation eines Ratsuchenden auf den drei Ebenen "Gedanken", "Gefühle" und "Verhalten". Das ermöglicht es ihm , sich in den Coachee einzufühlen. Sonst wäre er kein guter Coach.

9) Wann soll ich denn diesen Passungsvergleich durchführen? Gibt es da einen bestimmten Zeitpunkt?
Zunächst einmal sollen Sie natürlich nicht bei jedem neuen Datingpartner einen solchen Abgleich vornehmen. Ich empfehle es nur in drei Fällen: Wenn Sie starke Zweifel spüren, ob diese Verbindung eine Erfolgschance hat. Falls Sie gleichzeitig mehrere Personen daten und ein Hit-Ranking erstellen wollen und wenn Sie generell Entscheidungsschwierigkeiten haben und bereits schlechte Beziehungserfahrungen gemacht haben. Den „richtigen“ Zeitpunkt dafür gibt es nicht. Ich empfehle jedoch, den oder die Partner/in erst einmal besser kennen zu lernen und der Beziehung eine Entwicklungschance zu geben, wenn nicht schon beim ersten Treffen echte Killer-Elemente vorhanden sind.

10) Und was wäre so ein Killerkriterium?
Beispielweise wenn irgendetwas Unveränderbares am äußeren Erscheinungsbild des anderen Sie regelrecht abstößt. Oder wenn der MHC nicht stimmt oder das Date ein für Sie unerträgliches und unsympathisches Verhalten zeigt bzw. Einstellungen äußert, die Sie für untragbar halten und die auch nicht diskutierbar sind.